Weshalb malt jeder auf einem eigenen Blatt?!
- Christina Bronisch-Mann
- 26. Jan. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Ich hatte die Tage eine spannende Begegnung:
Ich wurde gefragt, ob denn - wenn es doch ums "Spielen" ginge - auch mehrere Menschen auf einem Blatt zusammen malen könnten, ob es denn "erlaubt" sei, sein eigenes Bild über das eigene Blatt hinaus auf dem des Nachbarn fortzusetzen? !
Das war eine spannende Frage für mich. Spontan sagte ich, dass das gar nicht aufkäme. Und dass tatsächlich auch in der Ausbildung bei Arno Stern niemand auf die Idee gekommen sei, das überhaupt zu fragen. Ja aber es ginge doch ums Spielen, wurde ich also erneut gefragt. Was, wenn zwei Freundinnen zusammenkämen und beschlossen hätten, ihr Spiel auf ein- und demselben Blatt "miteinander" zu er-leben?! Ich habe gemerkt, wie es in mir emotional so klar war, dass das nicht "passt". Doch mit dem Begriff "Spiel" stand auch in meinem Geist plötzlich ein besetzter Begriff im Raum, der nach sogenannter "Freiheit" zu rufen schien, nach dem Motto wie kann das denn sein, dass das "nicht geht" wenn es doch um spielen ginge...
Ich erlebte in mir Fragezeichen, die ich mir erlaubte auch offen so zu kommunizieren. Das war mein erstes Gefühl von "mir Luft verschaffen": Ich muss nicht alles "wissen"... ich darf sichtbar werden lassen und dazu stehen, dass auch ich "Unklarheiten" habe. Doch das Verblüffende war, dass in meinem Gefühl ja gar keine Unklarheit war! Ich war nur mental in diesem Moment nicht in der Lage, das in Worte gekleidet auch so nach Aussen zu transportieren. Und das ist etwas, was ich seit jeher schmerzlich von mir ja schon kenne: Ich stehe wo und fühle mich außerstande, mich damit auch so sichtbar werden zu lassen, dass mein Gegenüber eine Chance hat, mit zu kriegen, wo ich stehe und mich damit auch ernst zu nehmen sowie zu respektieren.
Am Ende habe ich es erst mal dahingehend stehen lassen können zu sagen, ich werde darüber nochmals nachdenken und es bei Gelegenheit im Gespräch mit Sterns auch mal thematisieren um zu hören, was sie dazu zu sagen haben. Als ich später wieder zuhause war, alleine mit mir in meiner sicheren Umgebung, wo ich mich mit mir wohl, angenommen und willkommen fühle, wurde auch plötzlich wieder der Raum in mir und um mich weit, wieder gänzlich stattzufinden. Ich dachte über diese Begegnung nochmal nach und mir wurde klar, dass die Antwort bereits im Moment dieser Begebenheit lag: Der MalOrt ist ein "geschlossener Raum" und kann somit sozusagen als ein "geschützter/schützender" Ort erlebt werden. Und im Kleinen setzt sich das darin fort, dass die weißen Blätter auf dem braunen Packpapier-Hintergrund deutlich abzeichnen, wo ende "ich" und somit mein Raum und wo beginnt und endet der jedes anderen....Es gibt viele Menschen, die wie auch ich in manchen Situationen Not haben, ganz und gar authentisch sie selbst zu sein und stattzufinden - ohne Einschränkung.
Und genau darum geht es ja: Der MalOrt mit seinem Setting bietet diesen Raum wie kein anderer. Interaktion mit anderen tragen einen schnell in gewisser Weise auch von sich selbst weg. Und ein gemeinsames Malspiel zusammen auf ein- und demselben Blatt, würde neue Erfahrung diesbezüglich mit sich selbst sogar verhindern, denn die eigenen alten "gelernten" Muster/Glaubenssätze, die einen auch außerhalb des MalOrtes steuern, würden sich ja dann innerhalb des Malspieles einfach nur fortsetzen.
Indem im Malspiel jeder aber auf seinem eigenen Blatt bleibt, sein eigenes individuelles Spiel spielt, inmitten aller anderen, die dicht an dicht stehend und somit Verbundenheit erlebend, eben auch auf ihren eigenen Blättern ihre jeweilig ureigene Spur erfahren, wird niemand abgelenkt durch Interaktionen mit außen.
Menschen sind so unterschiedlich. Niemand steht da, wo jemand anderes steht. Niemand kann in einen anderen Menschen hineinschauen oder gar glauben zu wissen, was in ihm/ihr wirklich vor sich geht. Das Malspiel ermöglicht die tiefe Erfahrung, WIRKLICH einfach so-Sein zu dürfen, inmitten der Verbundenheit dieses Spiels mit allen anderen, die ebenfalls bei sich selbst sind und ihr ureigenes Sein in diesem Spiel erleben, erfahren und genießen. Und jeder Mensch, der sich darauf einlassen mag, wird in sich selbst und völlig jenseits des denkenden Verstandes Erfahrungen machen, die er/sie in dieser Tiefe mit sich selbst auf diese Weise noch nicht gemacht hat. Dessen bin ich zutiefst überzeugt.
Das ist, was ich ganz tief in mir dazu fühle: Das Malspiel im MalOrt vermag auf eine ganz natürliche Weise die eigene innere Verbundenheit mit sich selbst wieder zu öffnen oder anders ausgedrückt wieder frei zu legen und zu stärken. Und ich erlebe, wie sehr (Selbst-)Vertrauen und Er-Lebensfreude dabei wachsen können....
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